Drei überzeugende Vorteile einer stressminimierenden Medikation von Nagern nach einem chirurgischen Eingriff

  • Jede Gelegenheit zur Minimierung von Stressbelastungen kann die Wirksamkeit und Effizienz tierkundlicher Forschung verbessern und so menschlichen wie nichtmenschlichen Patienten zu neuer Hoffnung verhelfen, die auf die Ergebnisse solcher Forschung dringend angewiesen sind. Zugleich dienen die hierbei erzielten Fortschritte einer Verfeinerung des Gegenstands der Forschung und damit auch dem Wohlergehen der Tiermodelle. Vor diesem Hintergrund kommt einer stressminimierenden Verabreichung von Medikamenten bei Nagern nach einem chirurgischen Eingriff erhebliche Bedeutung zu.

    In unserem Webinar Minimizing Dosing Stress During the Pre- and Post-Operative Periods (Minimierung der medikationsbedingten Stressbelastungen vor und nach chirurgischen Eingriffen) wird dieses Thema von Karen Froberg-Fejko, LATG, VMD, eingehend erörtert. Froberg-Fejko erläutert darin, dass die orale Verabreichung von Medikamenten an Nagetiere nach einem chirurgischen Eingriff gegenüber herkömmlichen Verfahren wie Injektionen eine nicht-intrusive, stressarme Alternative darstellt. Überdies legt sie dar, dass Injektionen für Labortiere Stressbelastungen bedeuten können. Von daher könnte eine orale Gabe einen praktikablen stressmindernden Ersatz für Injektionen darstellen.

    Froberg-Fejko erläutert des Weiteren, dass in Form von Leckerbissen verabreichte Medikamente dann am wirksamsten sind, wenn sie vom Tier als wohlschmeckend wahrgenommen werden. Die Leckerbissen sollten dabei einen bitteren Geschmack und unangenehme Gerüche maskieren, die von den zu verabreichenden Medikamenten ausgehen können. Denn nur ein wohlschmeckendes Medikament werden Nagetiere in den erforderlichen Dosen aufnehmen.¹

    Solche in Form von Leckerbissen verabreichten Medikamente könnten sich bei Nagetieren nach einem chirurgischen Eingriff in noch weiterer Hinsicht als vorteilhaft erweisen. Wenn Sie also nach Möglichkeiten einer Stressminimierung bei Tiermodellen und insbesondere Nagern nach einem chirurgischen Eingriff suchen, könnte einer stressminimierenden postoperativen Gabe von Medikamenten entscheidende Bedeutung zukommen.

    Die orale Verabreichung verringert den Stress für Nagetiere nach einem chirurgischen Eingriff

    Der Hauptvorteil einer oralen Verabreichung besteht darin, dass er den von Tiermodellen erlittenen Stress nachweislich vermindert und deren Wohlbefinden steigert, was mit den branchenweiten Bemühungen um Verbesserung eines der 3-R-Prinzipien – Refinement = Verbesserung – in Einklang steht. Der Begriff „Verbesserung“ bezeichnet „Änderungen in der Tierhaltung oder auch experimentellen Verfahren zur Steigerung des Wohlergehens der Tiere und zur Minimierung, wenn nicht Vermeidung, von Schmerz und Leid“.²

    Warum ist es so wichtig, die Stressbelastung von Nagern nach einem chirurgischen Eingriff zu reduzieren? Nach der Meinung von Froberg-Fejko ist dies deshalb geboten, weil Stress sich negativ auf die Nagetiermodelle auswirken kann. So können die Stoffwechselrate und die Geschwindigkeit der postoperativen Genesung hiervon nachteilig beeinflusst werden.

    Froberg-Fejko zufolge handelt es sich hierbei um die beiden Faktoren, die bei der postoperativen Versorgung im Mittelpunkt stehen. Vermeidbare Stressbelastungen können die Genesung nach einem Eingriff verzögern und damit die Forschungsergebnisse beeinträchtigen.

    Von daher könnte der Übergang zu einer oralen Verabreichung eine ausgezeichnete Möglichkeit zur Verringerung solch postoperativer Stressbelastungen darstellen. Dies käme dem Gesamtwohlbefinden des Tiers, seiner Genesung und damit am Ende auch Ihrer Forschung zugute.

    Eine stressarme Verabreichung fördert den Appetit

    Nahrungsaufnahme ist für die Genesung nach einem Eingriff von größter Bedeutung. Froberg-Fejko erläutert, wie überaus wichtig es ist, die Nager nach einem Eingriff zur Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme zu ermuntern. Sie weist in diesem Zusammenhang auf deren hohe Stoffwechselrate hin.

    Darüber hinaus legt sie dar, dass die beste Methode, Nager zum Fressen dieser in Form von Leckerbissen dargebotenen Medikamente zu bewegen, darin bestünde, sie auf die Tiermodellebene zu führen. Sie hebt hervor, dass die medikamentöse Nahrung für das Tier nicht zu schwierig erreichbar sein dürfe.

    Hätten die Tiere erst einmal ein wenig Nahrung in dieser Form aufgenommen, würde ihre Bereitschaft zur weiteren Aufnahme von Nahrung und Flüssigkeit nach und nach zunehmen. Froberg-Fejko betont dabei, dass für den Erfolg drei Schritte entscheidend seien.

    Zunächst einmal müssten die als Leckerbissen dargebotenen Medikamente ausgesprochen schmackhaft sein. Je attraktiver die Nahrung dem Tier erscheine, desto wirksamer die Verabreichung. Zweitens müsse das Tier bereits vor dem Eingriff mit der medikamentösen Nahrung vertraut gemacht werden. Unter solchen Voraussetzungen sei das Tier für eine Nahrungsaufnahme nach der Operation sehr viel empfänglicher, da es dann mit dieser Darbietungsform bereits vertraut sei. Drittens sei darauf zu achten, dass der Leckerbissen für das Tier nach dem Eingriff gut zugänglich ist.

    Wie eine stressarme Verabreichung den Appetit während der postoperativen Versorgung steigert

    In einer im Journal of the American Association for Laboratory Animal Science veröffentlichten Studie legte ein Forscherteam mit Schinkenaroma versetzte Arzneimittel in Tablettenform auf den Käfigboden von frisch operierten Nagetiermodellen. Bereits einen Tag nach dem Eingriff nahmen die Mäuse die Nahrung vom Käfigboden auf. Das Team schloss daraus, dass die orale Verabreichung eine „wirksame Methode zur Verbesserung der postoperativen Nahrungsaufnahme bei dieser Species“ darstelle.²

    Ebenso kamen sie in der Studie zum Schluss, dass diese Behandlungsmethode sich als wirksames Mittel zur Verabreichung von Medikamenten erwiesen habe und ihre experimentelle Planung durch den Wegfall des Erfordernisses eines Injektionsverfahrens mit belastenden Einstichwunden eine erhebliche Verbesserung erfahren habe.²

    Die Anregung des Appetits trage zu einer rascheren Genesung der Tiermodelle nach einem Eingriff bei. Dies sei wiederum gleichbedeutend mit einem gesteigerten Wohlergehen der Labortiere und damit letztlich besseren Forschungsergebnissen.

    Ermunterung zur Futtersuche bei Nagern nach einem chirurgischen Eingriff

    Die Nahrungssuche zählt zu den artenspezifischen Verhaltensweisen von Nagern. In ihrer natürlichen Umgebung begeben sie sich häufig auf Nahrungssuche. Labortiere dazu zu ermuntern und dabei zu fördern, ihren artentypischen Verhaltensweisen so zu folgen, wie sie dies in Freiheit täten, kann sich positiv auf ihr Gesamtwohlbefinden auswirken.²

    Die orale Gabe von stressarmen Analgetika könne Nager in einer Laborumgebung dazu ermuntern, Verhaltensmuster der Nahrungssuche zu zeigen, so Froberg-Fejko. So könne etwa die Einbettung des als Leckerbissen verabreichten Medikaments in Enrichment-Materialien die Tiermodelle dazu motivieren, nach dieser Nahrung zu suchen und damit ihrer natürlichen Verhaltensweise zu folgen.

    Froberg-Fejko fährt in ihren Erläuterungen fort, dass dies eine effektive Metrik für die Messung der Geschwindigkeit der Genesung von Tiermodellen nach einem Eingriff darstellen könne. Zeige das Tiermodell Nahrungssuch- oder anderweitige arttypische Verhaltensweisen, so könne dies als Zeichen für eine fortscheitende Genesung gewertet werden.

    Mehr aus unserem Webinar: Nager mögen am liebsten Schinken

    Die US-Behörde National Institutes of Health hat Studien durchgeführt, um zu ermitteln, welche Geschmacksrichtungen bei Nagern besonders beliebt sind. Der dabei gewonnenen Erkenntnissen zufolge ist für Nager Schinkenaroma besonders attraktiv.

    Möchten Sie mehr über die Möglichkeiten zur Minimierung von Stress vor und nach chirurgischen Eingriffen an Tiermodellen erfahren?

    Eine ausführliche Erörterung der sich bietenden Möglichkeiten, prä- und postoperativen Stress bei der Verabreichung von Medikamenten in der tierkundlichen Forschung zu minimieren, finden Sie in unserem neuesten Webinar.

    Literaturverweise

    1. Blaha, Michael D und Lisa R Leon. „Effects of Indomethacin and Buprenorphine Analgesia on the Postoperative Recovery of Mice“ (Zur Wirkung einer Analgesie mittels Indomethacin und Buprenorphin auf die postoperative Genesung von Mäusen). Latest TOC RSS, American Association for Laboratory Animal Science, 1. Juli 2008, https://www.ingentaconnect.com/content/aalas/jaalas/2008/00000047/00000004/art00001.
    2. Guide for the Care and Use of Laboratory Animals (Leitfaden für die Haltung und Nutzung von Labortieren). 8th ed., U.S. Dept. of Health and Human Services, Public Health Service, National Institutes of Health, 2011.